Ingolstadt Halbmarathon 2016

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Wie inzwischen jedes Jahr stand ich auch dieses Frühjahr wieder an der Startlinie des Halbmarathon Ingolstadt. Die Stimmung an der Strecke ist jedes Jahr wieder grandios und auch der Termin Ende April passt auch gut in meine Saisonplanung. Für mich war der HM immer der erste Formcheck bevor die Triathlonsaison richtig losgeht. Klar spürt man schon während der Trainingseinheiten, ob es gut läuft oder nicht. Trotzdem ist es schön vorher noch einmal die Bestätigung zu bekommen. Bei den letzen beiden Laufwettkämpfen hat es sich ja bereits angedeutet, dass meine Laufform zu passen scheint. Doch ist es noch etwas anderes die angestrebte Pace auch über die halbe Marathondistanz umzusetzen.
Im Anbetracht der Konkurrenz war es mir bereits im Vorfeld klar, dass es diesmal nicht für eine Podiumsplatzierung reichen wird. Ich wusste, dass die alle viel schneller laufen können und ich auch keine Chance haben werde nur ansatzweise mitzugehen. Somit war klar, dass es ein Lauf gegen die Uhr wird, mit der Hoffnung trotzdem eine geeignete Laufgruppe zu erwischen.

Bereits seit dem Schanzer Seelauf in Ingolstadt, der 14 Tage vor dem Halbmarathon stattfand, überlegte ich welche Pace ich angehen soll. Ich wollte unbedingt eine neue Bestzeit laufen!! Meine vorherige Bestzeit war noch aus dem Jahr 2014 – ebenfalls aus Ingolstadt. Letztes Jahr hatte ich ja etwas Pech mit meinem Radunfall direkt vor dem Halbmarathon, so dass ich nicht 100%ig fit antreten konnte. Die Vorbereitung dieses Jahr lief dafür ohne Probleme, so dass ich es für realistisch hielt meine Bestzeit um eine Minute zu verbessern. 1:11:30 – Das wäre toll, aber Hauptsache unter 1:12:00. Um mein Ziel zu erreichen müsste ich mit einem Pace von 3:23 laufen. Ausgehend von meiner 10km Bestzeit sollte sogar noch etwas mehr drin sein. Ich entschied mich dann dafür mutig mit einer 3:20 anzulaufen – mit der Hoffnung dies möglichst lange durchzuhalten. Ich wusste, dass das auch ungefähr das Tempo war, was mein Vereinskollege Heiko Middelhoff angehen wollte. Eher sogar noch ein bisschen schneller. Ich dachte mir, lieber die erste Hälfte mit Heiko etwas zu schnell, dafür nicht alleine unterwegs. Jeder der mich etwas besser kennt, weiß ja, dass ich auch dazu neige beim Laufen etwas zu schnell loszurennen. Mein Trainer Frank hat schon im Vorfeld gesagt, ich soll ja nicht zu schnell den ersten Kilometer laufen. Hat diesmal auch fast geklappt. 🙂

Alleine das Einlaufen vor dem Wettkampf ist in Ingolstadt ein Highlight für sich. Die Straße durch die Innenstadt rauf und runter. Die drei, vier Steigerungen jetzt schon unter Anfeuerungsrufen. Die Zuschauermassen am Rand – das motiviert wirklich unheimlich. Und dann auch noch die vielen bekannten Gesichter. Auch das Gefühl am Start neben den Top-Läufern aus Kenia, Äthiopien und Marokko zu stehen. Alleine jetzt beim schreiben erhöht sich gleich der Puls!

Photo: © Frank Lauxtermann

Als endlich der Startschuss gefallen war ging vorn gleich die Post ab. Dahinter Heiko und ich. Neben uns die erste Frau. OK, das hatte ich nicht erwartet. Die ersten drei Kilometer gingen durch die Ingolstädter Innenstadt. 1,5km hin, 180° Wende und wieder zurück. Man läuft also komplett an allen Teilnehmern vorbei. Erst jetzt wird einem wieder bewusst wie viele Leute mit am Start waren – über 2800 sind ins Ziel gekommen. Bei Kilometer 5,7 war die nächste 180° Wende. Die Läuferspitze war wirklich schon weit enteilt. Jetzt schon über 2 Minuten Rückstand. Aber auch vorne hatten sich die Läufer bereits auseinander gezogen. Ich war ganz froh, dass ich nicht alleine laufen musste und Heiko dasselbe Tempo wie ich lief. Wenn man zu zweit unterwegs ist, merkt man besser, wenn man mit dem Tempo etwas nachlässt. Das finde ich ja auch das schwierigste am alleine Laufen. Die ganze Zeit wach im Kopf zu bleiben und immer Druck machen.

Photo: © KBUMM – Jürgen Meyer

Leider konnte Heiko bei Kilometer 10 nicht mehr mithalten und mir wurde bewusst, dass ich die zweite Hälfte des Halbmarathons nun alleine laufen musste. Der Läufer vor mir war einfach zu weit weg. Auch mit einem kurzem Zwischenspurt war das nicht machbar. Also ging es alleine weiter Richtung Staustufe. Der Weg zum Hochwasserdamm und der nächsten 180° Kurve bei KM 15,5 schien echt ewig zu sein.
Ich mag ja recht gerne Kehrtwenden. So kann man gut den Abstand zu den Führenden oder den Verfolgern einschätzen, ohne sich auch dabei auffällig umdrehen zu müssen. Ihr wisst ja – umdrehen ist ein Zeichen von Schwäche – das wollen wir ja nicht im Wettkampf zeigen. 😀
Zurück zum Thema. Ich hatte einen neuen Verfolger – Florian Pasztor. Und er war schon recht nah an mich heran gelaufen. OK, doch nochmal den Druck beim Laufen erhöhen. Aber leichter gedacht als getan. Schön mit Gegenwind und auf Kies. Aber wie hat schon Sebastian Kienle gesagt: „IF IT’S HURTING ME, IT’S KILLING THEM“.
Kurz vor KM 19 ging es nochmal in die Ingolstädter Innenstadt bis zum Rathausplatz, die letzte Kehre, das letzte mal den Abstand nach hinten prüfen. Noch einmal abschätzen, wie heftig man sich nochmal auf den letzten 2 KM quälen muss. Zu meiner Freunde konnte ich aber Florian doch noch etwas abschütteln und wusste das es nach hinten nicht mehr eng wird. Aber Florian hatte auch noch einen Halbmarathon von der Woche davor in den Beinen. Platz 8 war auch vollkommen außer Reichweite. Also nur noch der Kampf gegen die Zeit und den Garmin. Kurz hochrechnen was denn ungefähr die Zielzeit sein müsste.

Photo: © Frank Lauxtermann

Ich sag es euch – das beste Gefühl ist es auf den Zielkanal einzubiegen. Nach knapp 20km das Ziel direkt vor Augen. Am Rand die vielen Zuschauer, die einen anfeuern. Noch einmal die Stimmung am Rand mitnehmen und die letzten Meter so gut es geht genießen. Ich liebe den Ingolstädter Zielkanal. Alleine dafür lohnt es sich schon hier zu starten.
Die Uhr blieb für mich bei 1:10:32 h stehen. NEUE PERSÖNLICHE BESTZEIT ÜBER DIE HALBMARATHON DISTANZ!! Und als erster Europäer im Ziel. Die schnellste Zeit lief Maritim Filimon KIPKORIR und stellte mit 1:02:52 einen neuen Streckenrekord auf.
Ich freue mich über das gute Ergebnis und darauf, die Laufform in der Triathlonsaison anzutesten. Und vielleicht hält die Strecke in Ingolstadt ja im nächsten Jahr die sub 1:10h bereit…

Photo: © KBUMM – Jürgen Meyer

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