Ironman Klagenfurt 2018

Posted on 9min Lesezeit

Mein zweiter Ironman – mein zweiter Sieg in der AK25!! Hawaii-Quali die zweite?! Zumindest wurde mein Name bei der Ironman Hawaii Slot-Vergabe aufgerufen: „MARKUS STÖHR“. Das ist der Moment von dem viele von uns Triathleten träumen. Normalerweise wäre ich aufgesprungen, hätte ein „yeeeeessss“ gebrüllt. Und dieses Mal das einfache Wort „Nein“. Ich muss sagen, das ist mir nicht einfach gefallen. Es hat sich so falsch angefühlt. „Willst du nach Hawaii – Nein“. Das kann nicht richtig sein. Und doch stellt sich die Frage überhaupt nicht. Beim Ironman Wales 2017 hatte ich ja bereits meine Ticket für Hawaii gelöst. Unterkunft und Flüge sind gebucht. Alles fix. Warum ich dennoch zur Slotvergabe gegangen bin? Für mich ist die Antwort recht simpel. Wollt ihr 100% Emotionen sehen? 100% Freude? Dann gebt euch mal das Spektakel, wenn die begehrten Hawaii-Tickets über den Tisch rollen!!! Ich saß in dem Zelt und hab, obwohl ich nicht betroffen war, kaum einen der anwesenden Athleten kannte, mega Gänsehaut gehabt.

Siegerehrung Ironman Klagenfurt

Noch krasser war das Gänsehaut Feeling am Start um 06:50 Uhr. Du stehst da mit zweitausend anderen Starten, wartest, dass es endlich losgeht und dazu das Lied „Faded – Alan Walker“. Also, wenn du Lust hast, einfach das Lied zum folgenden Text anmachen!! 🙂

Wecker: 4:00 Uhr. Aufstehen, drei Nutella-Toastscheiben reinquälen. Schon erstaunlich wie lange man an drei Scheiben Toast essen kann. Dann Gel-Flaschen herrichten, Zähne putzen und Klo. Wir haben in Reifnitz übernachtet. Mit dem Auto sind das ca. 15 Minuten zum Start. Abfahrt 4:45 Uhr, damit noch genügend Zeit bleibt die Wechselzone fertig einzurichten. Aber das ging alles so stressfrei. Der Ironman Klagenfurt überzeugt wirklich mit seinen kurzen Wegen. Kein langes Parkplatz suchen, 5 Min Fußweg zur Wechselzone. So gefällt mir das.
In der Wechselzone fix die Reifen aufgepumpt, mit der Konkurrenz etwas Small-Talk, Garmin aktiviert, Wattmesser verbunden, Flaschen ans Rad gesteckt und Gels in der Oberrohrbox verstaut. Alles in Ordnung, das Material ist bereit. Ich bin es auch!!

Wechselzone 05:30 Uhr

Beim Ironman Klagenfurt wird mit Rolling-Start gestartet. Ob man das gut heißt, muss jeder für sich entscheiden. Ich konnte jedenfalls super entspannt schwimmen. Null Geprügel, kein Gedränge, einfach entspannt schwimmen. Da hatte ich schon viel schlimmeres erlebt. Rolling-Start beutet aber auch, dass man ziemlich zeitig in den Vorstartbereich gehen sollte, damit man nicht ganz hinten steht. Also ca. 15 Minuten vor Start die letzten Glückwünsche und aufbauende Worte bei meiner Freundin abgeholt. Meine Worte letzten waren glaube ich „bis in 9 Stunden“. Immer noch etwas ungewohnt die langen Zeiten. Und schon stand ich unter den ganzen aufgeregten Triathleten.
Jede Minute bis zum Start zieht sich nun wie eine Ewigkeit. Viele Gedanken rauschen einen durch den Kopf, ich versuchte mich nochmals selbst zu motivieren, mir nochmals klar zu machen, wie viel ich für diesen Moment trainiert hatte, dass ich gut vorbereitet bin. Dann der Start der Profis um 6:40 Uhr. Das bedeutet noch 10 Minuten bis es für mich losgeht. Am Start gab es drei „Lanes“ in der jeweils zwei Athleten nebeneinander stehen und alle 3 Sekunden los durften. Ich stand recht weit vorne, 5 Reihe oder so. Der Moderator meinte wir sollten allen Personen um uns herum einen gutes Rennen wünschen, dazu das oben eingebettete Lied „Faded“. 10000% Gänsehaut – wirklich!!! Auch jetzt wieder, wenn ich die Bilder im Kopf habe.

Und dann ging’s auch schon los. Ich fand recht schnell meinen Schwimmrhythmus. Die Schwimmstrecke war auch nicht äußerst kompliziert.

Schwimmstrecke Ironman Klagenfurt 2018

Der letzte Kilometer wurde im Kanal geschwommen. Mir hat das gefallen. Du hast am Rand die vielen Zuschauer gesehen. Und ich wusste, das Schwimmen ist gleich geschafft. Auch wenn sich die letzten Meter doch ganz schön gezogen haben. Am Schwimmausstieg habe ich mich schön aus dem Wasser ziehen lassen. Die fleißigen Helfer haben am Abend sicherlich auch gewusst, was sie getan hatten… Und wie doof es auch immer ist, der erste Blick ging auf die Uhr. Wie war meine Schwimmperformance? Ich finde es beim Schwimmen immer wahnsinnig schwierig das Tempo einzuschätzen. Wobei das bei mir eigentlich mega easy ist. Einfach 1:30/m Pace. Egal welche Strecke. Auch beim Sprint-WK. Aber immerhin egal, auch für die Langdistanz. Ich hatte nur die Hoffnung unter einer Stunde geblieben zu sein. 58:xx Minuten standen auf der Uhr! Also Schwimmen schon mal voll im Plan. Erster Haken auf meiner ToDo-Liste im Kopf.

Schwimmausstieg

Der Weg zur Wechselzone war recht lang, gut für mich. Genügend Zeit den Neo auszuziehen, den Puls nach dem Schwimmen etwas zu senken. Meinen Wechselbeutel habe ich auch schnell gefunden. Jetzt der erste Fehler: ich hatte einen, ich dachte recht einfachen, Knoten in die Beutelschnurr gemacht und war zu doof diesen zu öffnen. Dann Problem Nummer zwei. Das Visier von meinem Helm hatte sich gelöst. Während ich meine Socken und die Radschuhe angezogen habe, hat die liebe Helferin versucht für mich das Visier wieder zu montieren. Hat leider nicht ganz geklappt – aber trotzdem war ich super dankbar für die Hilfsbereitschaft der Frau.

Radstart

Rauf auf’s Rad und los ging die Party. Der Garmin hat schon mal den Puls- und Wattmesser erkannt. Das Update auf das neuere Modell hat sich wohl rentiert. Zumindest rede ich mir das jetzt ein und rechtfertige mir gegenüber die Investition. 😀 Mit dem alten hatte ich das öfteren Probleme. Mein Plan war es die 180 Kilometer mit 220 Watt zu fahren. Anfangs klappte das auch ganz gut. Die ersten 40km waren flach mit deutlichem Rückenwind. Ich konnte einen nach dem anderen „kassieren“. Trotzdem standen da bereits 41km/h und 230 Watt auf dem Garmin.

Jetzt beginnt aber erst die Party: Höhenmeter und Gegenwind. Als guter „Kletterer“ hab ich schnell Boden auf die restlichen Athleten gut gemacht. Bisschen übermotiviert durch die vielen Überholmanöver hatte ich nach den 90km einen knapp 40er Schnitt und 238 Watt im Durchschnitt. Das war definitiv zu viel!! Ich spürte schon etwas die Belastung in den Beinen. So hatte ich das nicht geplant. Meine Hoffnung die Beine auf den flachen ersten 40km der zweiten Runde locker zu fahren ging nicht auf. Der Rückenwind hat nachgelassen. Zu diesem Zeitpunkte wusste ich bereits, dass ich auf Platz 1 in der AK liege. Also kein Risiko, lieber ein Gang weniger fahren. Somit standen am Schluss die geplanten 220 Watt nach den 180km auf dem Tacho. Der Schnitt war mit 37,2km/h auch noch im Rahmen. Im vornherein hatte ich eine Radzeit von ca. 4:45h angedacht, knapp unter 4:49h sind es geworden. Ich war fast im Plan.

Bike – ca. KM 120

Irgendwer hat mal gesagt, dass in der Langdistanz immer Fehler passieren. Das es DAS perfekte Rennen nicht gibt. Sondern dass es darum geht so wenige Fehler wie möglich zu machen und die Auswirkungen der Fehler so gering wie möglich zu halten.

Fehler Nr. 1 beim Radfahren: Die erste Runde war 10-15 Watt zu schnell. Lernfaktor: „Keep cool!“
Fehler Nr. 2: Mein Aero-Helm hat kein Magnetvisier, sondern wird mit Druckknöpfen eingeklickt. Ich bin wohl beim Trinken mit der Radflasche an das Visier gekommen, so dass es sich gelockert hatte. Als ich mit ca. 60/70 km/h den Berg runtergefahren bin, hatte ich auf einmal das Visier in der Hand. „Was nun?“, war mein Gedanke. Unter der Fahrt war es mir nicht möglich das Visier zu befestigen. Also bin ich stehen geblieben, Helm ausgezogen, vor lauter hudeln zwei mal das Ding runterfallen gelassen. Nach einem „Ruhig, Markus!!“ ist es mir nach analysierten 45-Strava-Sekunden gelungen wieder weiterzufahren. Lernfaktor: Ein neuer Helm mit Magnetvisier muss her!

Der Wechsel zum Laufen war recht unspektakulär. Die ersten 10km musste ich mich mega bremsen. Die Kilometer bin ich zwischen 4:05-4:15 min/km gelaufen. Das war immer noch zu schnell. Aber die Beine haben sich einfach viel zu gut angefühlt. Immer die Worte vom Coach Frank im Kopf, ich soll es ruhig angehen lassen. „Ist das noch ruhig? Ist das schon zu schnell?“ Ich wusste es einfach nicht. Mir fehlt einfach noch die Erfahrung mit diesen Strecken.

Ich wusste nur von Wales, dass die Ernährung ein Problem werden kann. Hier hatte ich mich am Anfang gut verpflegt und dann, grad weil es so gut ging auf die weitere Nahrungsaufnahme verzichtet. Das war ein großer Fehler und der berühmte Mann mit dem Hammer kam um so extremer. Das wollte ich vermeiden. Also an jeder Verpflegungsstelle langsam gemacht oder zwei, drei Schritte gegangen, Cola und wenn es gab RedBull getrunken. Im Laufe des Rennen zeigte sich das als nicht so kluge Entscheidung. Gels wollte ich nicht irgendwie nicht mehr. Jetzt im Nachhinein hab ich keinen Grund dafür. Aber währenddessen konnte ich mir einfach kein Gel reinzwängen.

Inzwischen war es auch mega heiß geworden. Wenn man der Temperatur vom Garmin glauben darf hatten wir um 30°C. Also immer fleißig Schwämme sammeln und den Körper abkühlen. Die erste Runde war einfach MEGA. Wie soll ich es anders sagen? Ich hatte ein Dauergrinsen im Gesicht. Zumindest vor dem inneren Auge, ob es in Wirklichkeit so war weiß ich ja nicht. Aber ich freute mich einfach, dass es so gut lief, ich keine Probleme hatte. Im Kopf hab ich schon angefangen irgendwelche Zeiten hochzurechnen. Tja, das Laufen war aber da noch nicht mal so wirklich zur Hälfte rum. Ich will nicht sagen ich hab mich zu früh gefreut. Ich hoffte nur die ganze Zeit, dass das so weiter geht. Und dann war es leider so weit. Bis KM 22 bin ich gekommen. Dann so aus dem nichts Bauchschmerzen. Ich hatte die vier KM davor schon so mega Gluckern im Bauch – war das die Ursache? Ich weiß es nicht. Jedenfalls versuchte ich mit ein paar Meter gehen den Magen wieder zu beruhigen.

Das klappte auch erst ganz gut. Den darauffolgenden Kilometer konnte ich wieder im geplanten Renntempo 4:15/km laufen. Ab da war es dann recht hart für den Kopf. Ich konnte das Tempo nicht mehr halten, die Beine wurden deutlich schwerer. Ich musste an den Verpflegungsstellen längere Gehpausen einlegen. Der Magen wollte immer noch nicht so wirklich. Letztendlich war ich dann trotz allem noch schneller unterwegs als es sich anfühlte. Ich wollte mich einfach nur noch hinlegen. Endlich über die Ziellinie laufen. Zu diesem Zeitpunkt waren es aber noch 12km bis zum Ziel… „Immer weiter, immer weiter!!“ Motiviert durch die vielen Anfeuerungsrufe, wie oft ich „Gemma, Gemma! gehört hab.

Ich wusste, dass meine Freundin am Ziel bereits auf mich wartete…. Ob ich in der AK noch vorne lag? – Keine Ahnung. Durch mein Trödeln sicherlich nicht mehr. Ich wurde zwar nicht überholt, was der Laune ganz gut tat, aber schnell war ich wirklich nicht unterwegs. Und aufgrund des Rolling-Starts und dass ich einer der ersten im Wasser war, konnte definitiv noch jemand schneller sein als ich, obwohl ich denjenigen überhaupt nicht auf der Strecke gesehen habe.

Zielsprint – zumindest der Versuch 😛

Und so ist es dann auch fast gekommen. Die letzten Meter vorm Ziel. Ich höre Nati nur noch brüllen, dass ich Gas geben soll. Es kommt noch einer!! Ich war zu dem Zeitpunkt echt im Arsch. Aber so richtig. Ich hatte mich auf die letzten Meter auf dem roten Teppich gefreut. Wollte die Stimmung aufsaugen. Die vielen Leute…. Ohne Nati hätte ich das wahrscheinlich auch gemacht. Wäre die letzen Meter gegangen. Nun aber All-Out…. wenn man das noch so nennen darf! Es war auf jeden Fall das Maximum was mein Körper zu diesem Zeitpunkt noch leisten konnte. Am Schluss hat es dann gereicht. 6 Sekunden Vorsprung auf Platz 2. SIEG IN DER ALTERSKLASSE!! Ein Wahnsinns Gefühl. Ich war Glücklich. Mein Zeitziel hatte ich zwar verpasst. Trotzdem bin ich mit meiner Leistung zufrieden.

Zieleinlauf

Ich habe wieder einiges dazugelernt. Nächstes mal noch vorsichtiger loslaufen. Lieber die 5 oder 10 Sekunden auf dem Kilometer langsamer laufen. Auch wenn man sich noch so gut fühlt. Auf dem Rad dann doch nicht nur im Wasser aufgelöste Gels essen. Der ein oder andere Riegel, damit was im Bauch ist, hätte sicherlich geholfen.

Doch noch etwas die Finishline genießen

Nun mit ein paar Tagen Abstand zum Rennen weiß ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Meine Form passt. Frank hat alles gut im Griff. Sein Training schlägt super an. @Frank: Ich bin super dankbar dafür, wie du dir die Zeit nimmst und dich um mich kümmerst!!
Jetzt ein paar Tage ruhig und dann gehts in den Endspurt!! KONA, Ironman Hawaii – ich freue mich auf dich und ich bin heiß, richtig heiß.

Ziel

Auch wenn es gefühlt bei jedem Text kommt. Ich möchte es einfach nochmals erwähnen, da es nicht selbstverständlich ist. Danke Nati für deine Unterstützung vor, während und nach dem Rennen. Ohne dich wäre es in Klagenfurt sicherlich nicht der 1. Platz geworden. Aber auch ohne dein Verständnis könnte ich nicht so trainieren wie ich es jetzt tue. Genauso Stefan, der mich so gut es geht unterstützt und mir immer hilft. Das weiß ich sehr zu schätzen <3
Genauso meine Family und Freunde die zu 100% hinter mir stehen – DANKE!!

Platz 1 AK 25-29

Ergebnisse:
Ergebnisse nach Altersklassen: Link

Streckendetails:
Schwimmen: Link
Radfahren: Link
Laufen: Link

Zeiten:

Schreibe einen Kommentar zu Christoph (li__74) Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

2 Comments
  • Christoph (li__74)
    21. Juli 2018

    Da bekommt man richtig Lust auf ne LD ;)! Viel Erfolg für die weitere Vorbereitung!

  • Mathias
    13. Oktober 2018

    Dann feiere jetzt Hawai

Previous
Mein neuer Partner – Lurbel
Ironman Klagenfurt 2018